Vorschlag für ein Denkmal der Freiheit und Einheit in Berlin, Erläuterungstext



Inhaltliches und künstlerisches Konzept:

Als Denkmal der Freiheit und Einheit der Bundesrepublik Deutschland auf dem ehemaligen Sockel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals schlagen wir eine große, raumgreifende Stahlskulptur vor, die sich über die gesamte Breite des Denkmalsockels erstreckt. Die Arbeit soll eine Art Überdachung des gesamten Platzes bilden und gleichzeitig mit zwei Architekturen, die Orte der Information sein können, eine Einheit bilden.

In einem der beiden Gebäude könnten die Geschehnisse in Leipzig von 1989 dargestellt werden und im zweiten deutsche Geschichte im europäischen Kontext von der Zeit des Vormärz bis in die Gegenwart. Der Sockel selbst soll mit seinem ursprünglichen Mosaik wieder vollständig restauriert werden. Er wird somit als integraler Bestandteil des Entwurfs aufgefaßt.

In Anlehnung an den Philosophen Hegel möchten wir den Sockel "aufheben". Aufgehoben werden Material und Gestalt des Sockels. Gleichzeitig wird die alte Bedeutung aufgehoben und im aktuellen Kontext neu interpretiert.

Das Muster der Arbeit selbst besteht aus unregelmäßig verteilten Kreissegmenten, welche sich insgesamt zu einem großen Rechteck fügen. Die Struktur erscheint gleichzeitig geometrisch wie auch naturhaft. Das freie Spiel der Formen entwickelt sich innerhalb einer architektonischen Ordnung.

Analogien zu den bürgerlichen Revolutionsbewegungen, bei denen der Einzelne sich mit vielen Gleichgesinnten zusammenschließt und so in der Lage ist, eine politisch wirksame Kraft zu erzeugen werden hergestellt. Es geht dabei um Prozesse nichtlinearer Dynamik, die nicht zentral gesteuert sind.

Die Skulptur erinnert auch an ein Geflecht aus Zweigen oder eine Baumkrone. Der Zweig als Symbol für Frieden und Glück. Hier nehmen wir Bezug auf die friedliche Revolution, die 1989 in Leipzig in den Montagsdemonstrationen im Umfeld der Nikolaikirche ihren Anfang nahm.

Die Arbeit soll in erster Linie einen besonderen Erinnerungsraum erzeugen und dabei eine Verschmelzung von Kunstwerk und Ort der Information erreichen. Es entsteht Raum für Begegnungen, Gespräche und Austausch.

Dem Entwurf liegt als Prinzip die Idee des Fragmentarischen zugrunde. Als nicht abgeschlossener Prozeß sehen wir eine Analogie zur Demokratie, die auch nie abgeschlossen ist und stängig erneuert werden muß.


Materialien, Maße, Oberflächen:

1.Die Skulptur ist eine aus Teilen zusammengesetzte, verzinkte Stahlkonstruktion. Dimensionierung gemäß statischen Erfordernissen.

2. Oberfläche DB 703. Wetterbeständig.

3. Bauliche Maßnahmen am Sockel: Das Bodenmosaik soll freigelegt und restauriert werden. Die Freitreppe zur Schloßfreiheit soll an der Stelle des Standortes des Kaiser-Wilhelm-Denkmals ergänzt und restauriert werden.

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